Dresdner Feuerwehr: Windows CE revolutioniert Rettungswesen in Dresden

Handheld verbessert Behandlungsqualität im Rettungswagen

Statt auf Papier, wie sonst überall in Deutschland noch üblich, halten die Notärzte der Dresdner Feuerwehr jetzt alle Einsatzinformationen mit dem Digitalen Notarztprotokoll auf Windows CE Basis fest. Die elektronischen Daten stehen im Gegensatz zu geschriebenen Protokollen für gerade im Rettungsdienst wichtige Qualitätsanalysen und Abrechnungen zur Verfügung. Darüber hinaus reduziert sich die Erfassungszeit für die Daten im Vergleich mit der "Papierlösung" glatt um die Hälfte.

Dresden, ein schwüler Sommernachmittag. Die Einsatzzentrale der Feuerwehr meldet einen Herzinfarkt in der Neustadt. "In der ersten Stunde, also im wesentlichen durch die Behandlung vor Ort und im Rettungswagen, entscheidet sich jetzt, ob der Patient überlebt oder nicht", erläutert der Sachgebietsleiter Aus- und Fortbildung Rettungsdienst, Medizinalrat Diplom-Mediziner Wladimir Haacke. Um so wichtiger ist es, daß der Notarzt sich in dieser Zeit voll auf seine Aufgabe konzentrieren kann und seine Arbeit qualitativ dem Kampf auf Leben und Tod gewachsen ist. Natürlich gibt jeder Arzt im Rettungsdienst sein Bestes. Aber bislang muß er während des Einsatzes nicht nur seinen Patienten behandeln, sondern auch noch einen ganzen Wust von Protokollen ausfüllen, auf denen alle wichtigen medizinischen und abrechnungsrelevanten Daten festgehalten werden. Da diese Daten nur sehr beschränkt weiter nutzbar sind, fehlt gleichzeitig die Basis, um die Behandlungsmethoden im Rettungswagen mit Heilungserfolgen oder -mißerfolgen zu vergleichen. Das heißt, es lassen sich keine fundierten Aussagen über die Qualität im Rettungswesen treffen und logischerweise läßt sich die Qualität auch nicht nachhaltig erhöhen.

Mit Windows CE Lösung zum modernsten Rettungsdienst Deutschlands
Die Feuerwehr Dresden hat für den ihr angegliederten Rettungsdienst jetzt die innovative Lösung MedicalPad Notfall ­ das Digitale Notarztprotokoll ­ eingeführt, die an diesen beiden Punkten einsetzt. "Damit werden wir zum modernsten Rettungsdienst Deutschlands", konstatiert Wladimir Haacke. Die Fahrzeuge des Rettungsdienstes sind künftig komplett mit mobilen Windows CE Datenerfassungsgeräten ausgestattet, die sämtliche Papierformulare in den Fahrzeugen des Rettungsdienstes ersetzen. Damit halbiert sich die Zeit, die das Personal für das Eintragen der Daten aufwenden muß. Da alle Informationen in elektronischer Form unter Windows vorliegen, können sie problemlos und ohne Doppelerfassung auf einer zentralen Datenbank auf Basis des Microsoft SQL Server 7.0 abgelegt werden und stehen sofort für medizinische Qualitätsanalysen und Abrechnungen mit den Krankenkassen zur Verfügung.

Die Feuerwehr Dresden
Bei der Berufsfeuerwehr Dresden stehen 480 Mitarbeiter in vier Wachen bereit, um für die 472.000 Einwohner des "Elbflorenz" Brände zu bekämpfen, Rettungseinsätze zu fahren und Krankentransporte durchzuführen. Erst im letzten Jahr bezogen die Feuerwehrleute die neue, moderne Wache Dresden-Übigau, in der auch Wladimir Haacke seinen Sitz hat. Als Projektverantwortlicher hat er an der Konzeptionierung und Einführung von MedicalPad Notfall wesentlichen Anteil. "Mit unserem Projekt haben wir Wellen in ganz Deutschland geschlagen. Alle Rettungsdienste schauen auf uns", erklärt Wladimir Haacke begeistert die Bedeutung, die das Digitale Notarztprotokoll nicht nur für Dresden hat. "Und möglich wurde es erst mit Windows CE", ergänzt er.

Mehr Zeit für das Wesentliche
Woher diese Begeisterung kommt, wird klar, schaut man sich die Lösung an. Mußten Notärzte in der Vergangenheit für jeden ihrer täglich 10 bis 15 Einsätze vier zum Teil sehr umfangreiche Formulare per Hand ausfüllen, tragen sie jetzt ihre Diagnosen, Behandlungen und die Daten für die Abrechnung mit den Krankenkassen schnell in den kleinen, stabilen Handheld-PC der Firma WPI Husky Computers GmbH mit Windows CE als Betriebssystem ein. Alle Dokumente, die Notärzte im Einsatz benötigen, sind inhaltlich in das Software-Paket MedicalPad Notfall des Hamburger Windows CE Pioniers und Spezialisten für mobile Lösungen, WENK SYSTEMS GmbH, eingebettet.

Die intuitive Eingabe per Stift, eine bedienerfreundliche Oberfläche mit Feldern zum Abhaken oder Auswahllisten, sowie nicht zuletzt der fast allen Mitarbeitern bekannte Windows-Bildschirm, erleichtern die Datenerfassung enorm. Auch der Aufbau der auszufüllenden Dokumente, die von WENK SYSTEMS nicht einfach nur eins zu eins von der Papierform übernommen worden sind, vereinfachen die Eingabe. So geschieht das Ausrechnen von Formeln oder das Zeichnen von Verläufen, etwa des Pulsschlags, vollautomatisch. Plausibilitätskontrollen sorgen dafür, daß in der Hektik des Einsatzes keine fehlerhaften Daten eingetragen werden. Das Eingeben der Patientendaten übernimmt ein integrierter Chipkartenleser, der die Informationen von den Krankenkassenkarten einliest. Und falls mal kein Stift zur Hand ist oder freie Texte zu verfassen sind, steht dafür die Folientastatur des Outdoor-Rechners zur Verfügung.

Bis auf die Hälfte reduziert sich die Zeit, die das Rettungspersonal für die Erfassung der Informationen benötigt, schätzt Wladimir Haacke. Für den einzelnen Mediziner bedeutet dies eine Zeitersparnis von bis zu 75 Minuten pro Tag. Schon alleine das macht die Windows CE Lösung für seine Institution so wertvoll. Denn bei fast 85.000 Einsätzen, die der Dresdner Rettungsdienst und Krankentransport pro Jahr fährt, lassen sich durch die Zeiteinsparung enorme Kosten sparen. Und die Notärzte haben jetzt wieder mehr Zeit für das Wesentliche: sich um das Wohl ihrer Patienten zu kümmern.

Qualitätsquantensprung für Rettungsdienstwesen dank Windows CE
Einen wirklichen Quantensprung für das Rettungsdienstwesen stellt MedicalPad Notfall dar, weil Windows CE den Standard der Microsoft Betriebssysteme, der auf allen anderen Ebenen bereits etabliert ist, dorthin bringt, wo die Daten entstehen - in den Rettungswagen. Damit ist realisiert, wovon etwa die Industrieautomation noch träumt: die vertikale Integration von der Datenerfassung vor Ort bis zur Managementebene, die in diesem Fall die medizinischen und verwaltungstechnischen Bereiche umfaßt. Die Informationen laufen ohne Schnittstellenprobleme vom Handheld-PC unter Windows bis zum Leitrechner mit einem Microsoft SQL Server 7.0 unter Windows NT.

Dies meint Wladimir Haacke, wenn er sagt, daß erst Windows CE diese Lösung möglich gemacht hat. Er habe das Konzept des Digitalen Notarztprotokolls bereits länger im Kopf gehabt, aber erst mit Windows CE sei die jetzige Integration zu realisieren gewesen und die Lösung mehr als eine reine Arbeitserleichterung. Zwar gab es auch bisher schon Handhelds, aber nur mit proprietären Betriebssystemen, die nicht dem Windows-Standard entsprachen und deren Daten deshalb weit schwieriger oder überhaupt nicht zu integrieren gewesen seien. Laptops unter Windows-Betriebssystemen wie sie andere Rettungsdienste einsetzen, haben sich als zu instabil, unhandlich und unflexibel für den Einsatz im Rettungswagen erwiesen.

Die jetzt zur Verfügung stehenden Daten aus dem Rettungswagen erlauben gezielte statistische Analysen, die Aufschluß über die Qualität der Diagnosen und Behandlungen im Rettungswagen geben. So können beispielsweise die Behandlungsmethoden, die nach einem Herzinfarkt vom Notarzt angewendet werden, in Relation zur Überlebensrate der Patienten gesetzt und gegebenenfalls verbessert werden. Ähnliche Untersuchungen können Mediziner für alle vorkommenden Fälle anstellen, um auf deren Grundlage den gesamten "Prozeß" Rettungseinsatz zu optimieren.

Vor Einführung des digitalen Notarztprotokolls konnten die medizinischen Daten außer für den aktuellen Fall nicht weiter genutzt werden. Denn erstens füllten die Ärzte die sogenannte Rettungseinsatz-Dokumentation im Einsatzstreß nicht vollständig aus, zweitens war das Ausgefüllte wegen eigenwilliger Handschriften nicht immer lesbar und drittens hätte es jeden Aufwandsrahmen gesprengt, diese Daten per Hand in die EDV einzugeben. Auch das Rettungsdienstprotokoll und der Krankentransportschein werden direkt erfaßt und über einen Fahrzeugdrucker via Infrarot ausgedruckt.

Auch aus der Abrechnungsperspektive bringt das Digitale Notarztprotokoll das Rettungswesen voran. Zunächst spart die Feuerwehr wie im Rettungswagen Zeit und damit Geld. Denn alle abrechnungsrelevanten Daten liegen bereits in elektronischer Form und, da die Daten direkt von der Krankenversichertenkarte des Patienten gelesen werden, in besserer Qualität vor. Manuelle Eingaben, die bis zu zweimonatigen Verspätungen bei den Abrechnungen gesorgt haben, sind nicht mehr nötig.

Darüber hinaus wird mit den verfügbaren Daten für die Krankenkassen transparent, für was sie das Geld ihrer Beitragszahler ausgeben. Wladimir Haacke sieht damit die Voraussetzung geschaffen, um mit den Krankenkassen fundiertere Verhandlungen zu führen. Denn jetzt braucht die Feuerwehr Dresden nicht mehr nur über die Kosten von Leistungen zu diskutieren, sondern kann eben auch die Qualität der Leistungen belegen.

"Unsere Lösung wird alle Belange des Rettungswesens positiv beeinflussen, beispielsweise auch die Aus- und Fortbildung", resümiert Medizinalrat Haacke die Vorteile und den Nutzen der Gesamtlösung. "Sogar eine ISO 9000-Zertifizierung des Rettungsdienstes wäre möglich."

Die Lösungsarchitektur
Die Gesamtlösung umfaßt in der letzten Ausbaustufe 50 Husky-Handhelds, mit denen sämtliche Fahrzeuge des Rettungsdienstes ausgestattet sind. Sie sind eigens für den Einsatz in rauher Umgebung konzipiert. Die Geräte der Feuerwehr sind spritzwassergeschützt, desinfizierbar und schockresistent. Festplatten oder Diskettenlaufwerke gibt es keine, dafür allerdings eine Infrarotschnittstelle, ein serieller Anschluß und ein integriertes Modem. Betriebssystem und Anwendung sind im ROM bzw. DRAM untergebracht.

Auch auf Geräteebene spielen die Eigenschaften von Windows CE eine Rolle. "Windows CE läßt sich als modulares 32-Bit-Betriebssytem perfekt an die für unsere Kunden ideale Hardware anpassen", erklärt Dr. Robin Just, Projektleiter von WENK SYSTEMS, der für die Einführung von MedicalPad Notfall auf Lieferantenseite verantwortlich war. "Wir setzen Windows CE auch deshalb in unseren Produkten ein, weil es absolut sicher und stabil läuft", fügt er hinzu.

Die Software der Handhelds spiegelt jeweils den Einsatzbereich der Fahrzeuge wieder. So stehen im Notarztwagen andere Dokumente elektronisch zur Verfügung als in einem Krankentransportwagen, dessen Fahrer nur ein Protokoll ausfüllen muß.

Nach Schichtende setzt das Einsatzpersonal den Mini-PC auf einen Koppelrechner, der die Daten in eine MS Access Datenbank unter Windows NT überspielt. Jeweils ein NT Server ist in jeder der vier Wachen stationiert. Die Dresdner Feuerwehr wählte Microsoft Access, weil diese Datenbank für das Datenaufkommen in den Wachen ausreichend dimensioniert und gleichzeitig vom Personal leicht zu bedienen ist. So können Ad-hoc-Abfragen mit Hilfe der effizienten Assistentenfunktionen von Sachbearbeitern selbst durchgeführt werden.

Von den Servern in den Wachen werden die Daten auf den zentralen NT-Server in der Hauptwache übertragen. Dort nimmt ein MS SQL Server sie auf und stellt sie direkt der Einsatzleitzentrale und dem Leistelleninformations-system für die Abrechnung zur Verfügung.

Die Zukunft
Nach der Dresdner Feuerwehr werden auch die anderen Leistungserbringer des Rettungsdienstes mit dem System ausgerüstet. Zunächst die Johanniter Unfallhilfe, dann das Rote Kreuz, der Arbeitersamariterbund und der Malteser Hilfsdienst.

Auch technisch entwickeln die Dresdner die Lösung weiter. So ist langfristig geplant, daß die Einsatzdaten, etwa Einsatznummer und -ort, direkt bei der Alarmierung von der Zentrale in die Handhelds gespielt werden. Im nächsten Projektschritt ist die Einbindung des Pagers in das mobile System geplant.

"Eins ist auf jeden Fall sicher: unsere Investitionen. Weil Windows CE Hardware-unabhängig ist, können wir Geräte unserem Bedarf anpassen, ohne jedesmal die Software wechseln zu müssen", bemerkt Wladimir Haacke abschließend zum Digitalen Assistenten MedicalPad Notfall.

Das in Dresden realisierte System ist mit diesen Funktionalitäten und diesem Integrationsgrad einmalig ­ und fast alle Rettungsdienste in Deutschland suchen nach Einsparpotentialen und Lösungen für die Qualitätssicherung. Für sie ist Dresden auch eine Art Pilotprojekt unter realen Bedingungen. Deshalb ist Wladimir Haacke ein gefragter Mann. Immer häufiger wird er von seinen Kollegen besucht und zu Kongressen eingeladen, damit er das System demonstriert oder von seinen Projekterfahrungen berichtet. Sobald die Lösung einige Zeit erfolgreich läuft, rechnet der Medizinalrat damit, daß sie so oder so ähnlich von anderen Rettungsdiensten übernommen wird.

Lösungsübersicht:
Software
Betriebssystem:Microsoft Windows CE, Microsoft® Windows® NT Server 4.0, Microsoft Windows NT Workstation 4.0 (Clients)
Anwendungen: MedicalPad Notfall auf Windows-CE-Handhelds, Microsoft Office 97, Microsoft Access 97, Microsoft SQL Server 7.0 auf Servern und Clients im Netzwerk der Feuerwehr

Hardware
Server: 1 Pentium II Server mit Microsoft Windows NT, Microsoft SQL Server 7.0 und unterbrechungsfreier Stromversorgung
Clients: 10 Pentium Rechner mit Microsoft Windows NT 4.0, Microsoft Access 97 und MedicalPad® Notfall Transfer (Anzahl: 10)

Handhelds: Microsoft Windows CE Rechner Husky FEX mit Industriestandard und Windows CE 2.1 (Anzahl: 50), MIPS Prozessor, 16 MB Speicher, mit Kartenleser, seriellem Anschluß und integriertem Modem.

Die Lösung wurde realisiert von:
Berufsfeuerwehr Dresdner
Louisenstraße 14-16
1099 Dresden
Tel. (0351) 81 55 0
Fax (0351) 8155 263
Ansprechpartner: Wladimir Haacken

Die Lösung wurde realisiert von:
WENK SYSTEMS GmbH
Ludolfstr. 40-44
D-20249 Hamburg
Tel.: (040) 480 040-0
Fax: (040) 47 66 44
Email: info@wenk.com
http://www.wenk.com/
Ansprechpartner: Herr Robin Just